Medikamentöse Prophylaxe gegen Malaria
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Reisenden in bestimmten Malariagebieten eine medikamentöse Vorsorgebehandlung und / oder die Mitnahme eines Notfallmedikamentes zur Einnahme bei Erkrankung Ihr Reiseziel.
Die Auswahl der Medikamente richtet sich nach der Erregerempfindlichkeit (Resistenz) in der jeweiligen Region. Die Malariagebiete der Erde werden in sog. Risikozonen eingeteilt:
Man unterscheidet zwischen Gebieten mit
- keinem,
- geringem und
- hohem Infektionsrisiko.
Für jede Risikozone ergeben sich spezielle medikamentöse Empfehlungen, die regelmäßig aktualisiert werden. Innerhalb der einzelnen Zonen existiert jedoch kein einheitliches Risikoprofil.
Da die in Frage kommenden Medikamente rezeptpflichtig und somit in Deutschland nicht frei erhältlich sind und sich auch die Empfehlungen der WHO entsprechend der Resistenzlage häufig ändern, sollte die medikamentöse Malariaprophylaxe mit einem reisemedizinisch erfahrenen Arzt abgeklärt werden:
Ärztliche Reiseberatung
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Zur Chemoprophylaxe stehen grundsätzlich folgende Medikamente zur Verfügung (für detaillierte Informationen bitte auf das entsprechende Medikament klicken) - zu beachten ist jedoch, dass Chloroquin, Sulfadoxin-Pyrimethamin und Proguanil als Einzelsubstanz nur eine untergeordnete Rolle in der Reisemedizin einnehmen. Artemether / Lumefantrin (Riamet) sowie Artenimol / Piperaquin sind nicht zur Malariaprophylaxe geeignet:
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Atovaquon / Proguanil
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Artemether / Lumefantrin
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Doxycyclin
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Mefloquin
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Sulfadoxin-Pyrimethamin
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Chloroquin
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Proguanil
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Notfallselbstbehandlung (NSB)
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Auch bei medikamentöser Prophylaxe beachten: Schutz vor Moskitostichen
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Da es sich hier um hochpotente Antibiotika bzw. Anti-Malariamedikamente handelt, dient die Aufstellung nur als Überblick und kann und soll die Information durch den Arzt oder Apotheker sowie den Beipackzettel nicht ersetzen! Bei der Einnahme von Malariamedikamenten sind Nebenwirkungen und Risiken nach Angaben der Hersteller zu beachten.
Bei bestimmten Krankheiten können Komplikationen auftreten, die dem Reisenden bekannt sein sollten und bei denen die betreffenden Medikamente nicht genommen werden dürfen. Besonders bei Schwangeren, Kindern und chronisch kranken Menschen sind Einschränkungen und Kontraindikationen zu beachten Ärztliche Reiseberatung..
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Hinweis
Die medikamentöse Prophylaxe kann die Expositionsprophylaxe (Schutz vor Stichen) nicht ersetzen sondern nur ergänzen!
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Atovaquon / Proguanil (z.B. in Malarone)
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Das Mittel befindet sich seit 2001 auf dem deutschen Markt und wird sowohl als Chemoprophylaxe als auch als Standby-Medikament häufig eingesetzt.
Nach den klinischen Prüfungen wird die Kombination gut vertragen, Nebenwirkungen sind selten. Es können Übelkeit, Verdauungsstörungen und Kopfschmerzen auftreten. Durch die Einnahme von Metoclopramid bei Reiseübelkeit wird die Wirkung herabgesetzt. Unter oraler Antikoagulation mit Marcumar kann es zu einer Beeinflussung des INR-Wertes kommen. Außerdem kann eine herabgesetzte Wirkung der Antibabypille nicht ausgeschlossen werden.
Seit 2013 steht die Wirkstoffkombination Atovaquon / Proguanil auch als generisches Produkt unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung. Dieses Prophylaxe-Präparat ist für die Dauer von einem Jahr und in angepasster Dosierung für Kinder ab einem Körpergewicht von 11 kg zugelassen.
Dosierung
- für Erwachsene 250mg/100mg (= 1 Tbl.) pro Tag
- für Kinder zw. 11-40 kg gemäß Herstellerangaben
- Bemerkung
- Einnahme zwei Tag vor bis sieben Tage nach dem Aufenthalt im Malariagebiet, jeweils zum Frühstück, am besten mit etwas Fett oder Milch.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen bestehen mit Tetracycline, Rifampicin, Rifabutin, Metoclopramid und manchen HIV-Medikament. Dies können zu einer Reduktion der Wirkstoffkombination führen.
Prognanil kann bei Cumarin- / Marcumar-Einnahme den INR-Wert beeinflussen.
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Artemether/Lumefantrin (z. B. in Riamet)
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Die Kombination Riamet ist nur zur Therapie der unkomplizierten Infektion mit Plasmodium falciparum und zur Selbstbehandlung im Notfall zugelassen. Als Nebenwirkungen können Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel auftreten.
Bei Herzerkrankungen darf Riamet nicht gegeben werden. So ist Riamet nicht für Personen mit bestimmten EKG-Veränderungen geeignet oder plötzlichen Herztod in der Familienanamnese.
Riamet wird in Deutschland nur selten verordnet.
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Wechselwirkungen
Wechselwirkungen bestehen mit QTc-Zeit verlängernden Medikamenten wie Neuroleptika, einige Antihistaminika und Makrolid-Aantibiotika (keine abschließende Auflistung!).
Die Wirkung einer Kontrazeption (Pille) kann beeinträchtigt sein.
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Doxycyclin
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Doxycyclin ist zur Prophylaxe der Malaria tropica in Gebieten mit Multiresistenzen geeignet und wird von der WHO für einige Regionen empfohlen. In Deutschland ist Doxycyclin für diese Indikation nicht zugelassen und kann nur als sog. Off-Label Use verordnet werden. Als häufigste Nebenwirkung tritt eine phototoxische Reaktion auf, so dass direkte Sonnenbestrahlung während der Einnahme vermieden werden sollte, was in tropischen Gebieten naturgemäß eine große Einschränkung ist. Seltene Nebenwirkungen sind Augenhintergrundsveränderungen und erhöhter Hirndruck, vor allem bei übergewichtigen Frauen. Bei Sehstörungen und Kopfschmerzen muss das Medikament sofort abgesetzt werden.
Gelegentlich treten v.a. bei Einnahmefehlern Ulzerationen der Speiseröhre auf. Bei Frauen werden häufig Vaginalmykosen beobachtet.
Doxycyclin darf nicht in der Schwangerschaft und bei Kindern unter dem 8. Lebensjahr gegeben werden.
Dosierung
- 100 mg (= 1 Tbl.) pro Tag
- Bemerkung
- Einnahme einen Tag vor bis vier Wochen nach dem Aufenthalt
- Die Einnahme sollte mit Flüssigkeit zu oder kurz nach einer Mahlzeit ohne Milchprodukte erfolgen.
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Wechselwirkungen
Wechselwirkungen bestehen mit einigen Antikonvulsiva, Cumarine, Antidiabetika (keine abschließende Auflistung!).
Die Wirkung einer Kontrazeption (Pille) kann beeinträchtigt sein.
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Mefloquin (z. B. in Lariam)
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Mefloquin wird seit 2013 nur noch unter besonderen Auflagen (Patientenfragebogen, Patientenpass) verordnet. Im Jahr 2016 hat der Hersteller die Zulassung des Medikaments in Deutschland zurückgegeben. Das Medikament wird nicht mehr zur Notfallselbstbehandlung empfohlen. In Sondersituationen wie Schwangerschaft, VRE´s oder Langzeitaufenthalten kann es noch über Import bezogen werden.
Die Chemoprophylaxe sollte eine Woche vor Einreise ins Malariagebiet beginnen und 4 Wochen nach Verlassen des Endemiegebietes fortgesetzt werden. Bei der erstmaligen Einnahme empfiehlt die DTG, die Prophylaxe 3-4 Wochen vor der Abreise zu beginnen, um bei Unverträglichkeit ggf. auf andere Präparate auszuweichen.
Wenn Mefloquin schon einmal eingenommen und vertragen wurde, dann ist auch bei späteren Anwendungen nicht mit gravierenden Nebenwirkungen zu rechnen. Bei erwiesenen Unverträglichkeiten muss auch bei späteren Reisen auf das Medikament verzichtet werden.
Als Nebenwirkungen treten am häufigsten psycho-vegetative Veränderungen auf, die sich selten durch epileptische Anfälle, psychotische Störungen oder Schwindel mit Koordinationsstörungen, aber auch Angst, Depression und Halluzinationen äußern können. Sie sind dosisabhängig und treten bei der empfohlen Prophylaxedosierung nur selten auf. Personen mit psycho-vegetativen Vorerkrankungen sollten auf Alternativmedikamente ausweichen. Auch bei bekannten Krampfleiden und bestimmten EKG-Veränderungen ist das Medikament kontraindiziert.
Reisende mit Aktivitäten, die eine besondere Aufmerksamkeit, Orientierung und Feinmotorik erfordern, wie z.B. Piloten oder Taucher in größeren Tiefen, sollten kein Mefloquin einnehmen.
Unter Beachtung der Kontraindikationen ist es für Schwangere ab dem zweiten Trimenon geeignet.
Dosierung
- 250 mg (= 1 Tbl.) pro Woche
- Bemerkung
- Einnahme eine Woche vor bis vier Wochen nach dem Aufenthalt. Wenn die Verträglichkeit noch nicht bekannt ist, 2 -3 Wochen vor bis vier Wochen nach dem Aufenthalt.
- Bei Last-Minute-Reisen ist die Einnahme einer Loading-Dose innerhalb von 3 Tagen möglich, indem die Wochendosis an drei aufeinanderfolgenden Tagen eingenommen wird. Vorsicht bei evtl. Unverträglichkeiten.
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen bestehen mit QTc-Zeit verlängernden Medikamenten, trizyklischen Antidepressiva und auch selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern und anderen Antidepressiva sowie mit verschiedenen oralen Anti-Diabetika und Vitamin-K-Antogonisten.
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Sulfadoxin-Pyrimethamin (Fansidar)
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Fansidar wird zum Teil in Afrika noch zur Prophylaxe angewendet, von Tropenmedizinern aber nicht mehr empfohlen. In Deutschland besteht für diese Kombination keine Zulassung.
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Chloroquin (z.B. in Resochin)
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In der Reisemedizin spielt Chloroquin als Einzelsubstanz seit mehreren Jahren keine Rolle mehr.
Chloroquin hat vergleichsweise geringe Nebenwirkungen. Am häufigsten treten Schlafstörungen auf. Augenschäden mit Veränderungen der Netzhaut sind sehr selten und nur bei mehrjähriger Einnahme zu befürchten. Bei Erkrankungen der Netzhaut (Retinopathie) ist die Einnahme trotzdem kontraindiziert, ebenso sollte das Medikament nicht bei Psoriasis (Schuppenflechte) oder Muskelerkrankungen (Myastenia gravis) oder schweren Leber- und Nierenerkrankungen eingenommen werden. Bei einer Dauermedikation sind sicherheitshalber augenärztliche Kontrollen anzuraten.
Für Schwangere stehen wirksamere Medikament gegen Malaria zur Verfügung >> Malariaprophylaxe in der Schwangerschaft.
Dosierung
- Wöchentliche Einnahme
- Erwachsene < 75 kg nehmen 300 mg (= 2 Tbl. Resochin) pro Woche immer am gleichen Wochentag
- Erwachsene > 75 kg nehmen 450 mg (=3 Tbl. Resochin) pro Woche immer am gleichen Wochentag
- Bemerkung
- Einnahme von einer Woche vor bis vier Wochen nach dem Aufenthalt
- Bei "Last-Minute-Reisen": je 300 mg (= 2 Tbl.) an zwei aufeinander folgenden Tagen in der Woche vor der Abreise, danach Dosierung wie oben beschrieben
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Proguanil (z.B. in Paludrine)
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In der Reisemedizin spielt Proguanil als Einzelsubstanz seit mehreren Jahren keine Rolle mehr.
Proguanil wird nur in Kombination mit Chloroquin verwendet und aufgrund von Resistenzen nur noch selten empfohlen. Nebenwirkungen sind selten und können sich in Übelkeit, Durchfall, Schwindel und Mundulzerationen oder Hautreaktionen äußern.
Vor allem Schwangere und Kleinkinder dürfen Proguanil ohne Bedenken einnehmen. Bei chronisch nierenkranken Personen ist die Einnahme nicht uneingeschränkt zu empfehlen.
Dosierung
- Tägliche Einnahme
- 200 mg pro Tag (= 2 Tbl./Tag)
- Bemerkung
- Einnahme zwei Tage vor bis vier Wochen nach dem Aufenthalt in Kombination mit Chloroquin
- Bei Last-Minute-Reisen: 2 Tbl. täglich ab Ankunft im Risikogebiet
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Notfallselbstbehandlung (NSB)
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Die Empfehlung zur Notfallselbstbehandlung (NSB) wurden im Jahr 2019 deutlich eingeschränkt. Die Mitnahme eines NSB-Medikaments wird für Gebiete mit niedrigem Infektionsrisiko nur noch für abgelegene Gebiete empfohlen. Abgelegene Gebiete sind mehr als 48 Stunden vom nächsten Arzt entfernt. In den allermeisten touristisch erschlossenen Regionen Südostasiens und Lateinamerikas besteht eine ausreichende bis sehr gute medizinische Versorgung..
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Schutz vor Insektenstichen
Die medikamentöse Prophylaxe kann die Expositionspropyhlaxe (Schutz vor Stichen) nicht ersetzen sondern nur ergänzen! Der Schutz vor Mückenstichen ist daher gerade in Risikogebieten wichtig, denn hier gilt:
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Infos und Empfehlungen zu hochwirksamen Mückensprays, imprägnierten Moskitonetzen, Schlafinlets und Kleidung mit Insektenschutz finden Sie hier >> Schutz vor Insektenstichen
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Autor
11.09.2024, MG
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Für Ihre individuelle Beratung steht Ihnen online ein Fragebogen zur schriftlichen Reiseberatung (empfohlene Impfungen und Vorsorgemaßnahmen für Ihr Reiseziel) zur Verfügung. Zur Beantwortung Ihrer reisemedizinischen Fragen können Sie auch einen Telefontermin mit einem Facharzt vereinbaren.
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* CRV – Centrum für reisemedizinische Vorsorge ist eine Firmierung der Praxis Dr. med. Andrea Gontard.
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