Denguefieber
Übersicht
- Dengue ist eine durch Aedesmücken übertragbare Virusinfektion
- Die Infektion äußert sich oftmals als akute fiebrige Erkrankung, kann sich aber auch zu einer Krankheit mit potenziell tödlichen Komplikationen entwickeln.
- Die weltweite Verbreitung von Dengue-Fieber ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen.
- Dengue-Fieber kommt weltweit in tropischen und subtropischen Klimazonen vor, oftmals in städtischen Gebieten.
- In mehreren asiatischen und lateinamerikanischen Ländern ist das schwere Dengue-Syndrom eine der Hauptursachen für schwere Erkrankungen und Todesfälle bei Kindern.
- Eine Impfung steht seit Februar 2023 auch für touristisch Reisende zur Verfügung.
- Die Früherkennung und der Zugang zu einer medizinischen Versorgung senkt die Sterberate unter 1%.
- Personen in gefährdeten Regionen sollten sich vor Moskitostichen entsprechend schützen.
Inhaltsverzeichnis
-
Definition - Was ist Dengue Fieber?
-
Vorkommen - Wieviel Dengue-Infektionen gibt es weltweit? In welchen Ländern kommt es am häufigsten vor?
-
Infektion - Wie wird die Dengue Infektion auf den Menschen übertragen? Wie funktioniert der Kreislauf?
-
Verlauf - In welchen klinischen Formen kann Dengue Fieber auftreten?
-
Inkubation - Wieviel Zeit vergeht zwischen dem Moskitostich und dem Auftreten erster Symptome?
-
Diagnostik - Wann und mit welchen Methoden kann man Dengue nachweisen?
-
Therapie - Wie kann man Dengue Fieber behandeln? Wo liegen die Grenzen?
-
Vorsorge / Impfung - Gibt es Impfungen gegen Dengue? Wie kann man sich schützen?
-
Differentialdiagnostik - Welche Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen muss man von Dengue Fieber unterscheiden?
-
Video: Dengue-Übertragung - Wie erfolgt die Übertragung einer Dengue-Infektion?
-
Links - Weitere Infos zum Thema "Dengue"
.
Definition
Dengue ist eine durch die Aedesmücken übertragbare Viruserkrankung mit regional unterschiedlichen Serotypen (Typ 1-4). Dengue gilt weltweit als die häufigste durch Mücken übertragene virale Erkrankung.
Eine Dengue-Infektion äußert sich oftmals als akute fiebrige Krankheit mit stark erhöhter Temperatur sowie starken Kopf-, Muskel-, Knochen- und Gliederschmerzen - daher auch der Name "breakbone fever". Meist erholen sich die Betroffenen innerhalb weniger Tage wieder. Dengue-Fieber kann aber auch zu schweren Komplikationen oder sogar zum Tod führen.
Vorkommen
Denguefieber gilt als die weltweit häufigste und sich am schnellsten ausbreitende durch Mücken übertragene virale Erkrankung. Nach Expertenschätzungen infizieren sich jährlich zwischen 284 bis 528 Millionen Menschen mit dem Erreger des Dengue Fiebers Global distribution and burden of dengue. 3.9 Milliarden Menschen aus 128 Ländern, also Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung, sind grundsätzlich der Gefahr eine Dengue-Infektion ausgesetzt Refining the global spatial limits of dengue virus.
Dengue ist vor allem in Südostasien, Teilen von Asien wie Pakistan, Afghanistan und Indien, Süd- und Mittelamerika, Teilen des Pazifiks wie Neukaledonien und Hawaii, Afrika und Australien weit verbreitet.
Durch die Klima-Erwärmung wird auch in bisher nicht betroffenen Gebieten mit einem vermehrten Auftreten der Dengue-Erkrankung gerechnet. Die Asiatische Tigermücke ist mittlerweile auch in Südeuropa stark verbreitet und dehnt ihr Siedlungsgebiet weiter aus. So kam es in den letzten Jahren bereits in Europa vereinzelt zu lokalen Dengue-Infektionen wie in Madeira, Kroatien, Frankreich oder Spanien. Es wird befürchtet, dass sich die Mücke auch vermehrt auf Kontinentaleuropa ausbreiten kann.
Die Dengue-Mücken kommen vor allem in städtischer Umgebung vor. Die Mücken-Weibchen legen ihre Eier nahe kleiner Wasseransammlungen ab wie bspw. in Eimern, alten Reifen, Blumentöpfen oder Regentonnen. Infizierte Mücken-Weibchen können das Dengue-Virus direkt auf Ihre Brut übertragen.
>> Dengue Weltkarte mit Risikogebieten und aktuellen Meldungen
>> Aktuelle Berichte der WHO zur Dengue Situation
Infektion
Infizierte weibliche Mücken übertragen Dengue durch einen Stich an Menschen weiter. Eine infizierte Mücke kann das Virus für den Rest ihres Lebens übertragen. Die infizierten Menschen dienen den bislang uninfizierten Mücken als Reservoir, um das Virus weiterzutragen. Menschen untereinander können sich jedoch nicht mit Dengue anstecken. Die Dengue-Mücken sind vorwiegend tagaktiv und stechen oftmals früh morgens und abends vor Einbruch der Dunkelheit. In Südostasien und in Afrika können auch Affen Virusträger sein.
Der Kreislauf, angefangen beim Moskitostich über den Dengue-Virus Eintritt in eine Wirtszelle bis hin zur Ausbreitung im Brutkreislauf, wird im folgenden Video veranschaulicht:
Verlauf
Denguefieber tritt hauptsächlich in drei klinischen Formen auf:
I) Denguefieber als akute fiebrige Krankheit mit plötzlichen Fieberausbrüchen, gefolgt von generalisierten Symptomen und manchmal auch fleckigem Hautausschlag. Wegen der starken Muskelschmerzen wird die Krankheit auch als "breakbone fever" bezeichnet. Das Fieber kann biphasisch verlaufen - zum Beispiel in zwei getrennten Fieberschüben oder -wellen. Die meisten Patienten erholen sich nach ein paar Tagen.
II) Hämorrhagisches Denguefieber beginnt mit einem akuten Fieberausbruch, gefolgt von anderen Symptomen aufgrund von Thrombozytopenien, verstärkter Gefäßpermeabilität und Blutungen.
III) Dengue-Schock-Syndrom entwickelt sich nur bei einer geringen Anzahl der Fälle. Eine schwerer Blutdruckabfall bedingt durch Flüssigkeitsverlust bedarf umgehender medizinischer Behandlung. Ohne adäquate Behandlung enden 40 bis 50 Prozent der Fälle tödlich. Wird die Behandlung rechtzeitig eingeleitet, liegt die Sterberate bei einem Prozent und darunter.
Inkubation
Die Zeit zwischen dem Stich der Aedesmücke und dem Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) beträgt 3 - 14 Tage, in der Regel 7 - 10 Tage.Diagnostik
Die klinische Diagnose ist aufgrund der unspezifischen Anfangssymptome erschwert. Sporadische Verläufe sind nur durch den virologischen Nachweis des Dengue-Virus zu erkennen und differenzialdiagnostisch von anderen Viruserkrankungen wie dem Chikungunya-Fieber, dem Gelbfieber, der West-Nil-Virus-Infektion oder der Malaria abzugrenzen.
Ein Erregernachweis kann nur während der virämischen Phase in den ersten 4 bis 5 Krankheitstagen mit der Reversen-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (PCR) erfolgen. Als Marker zur Bestätigung einer Dengue-Virus-Infektion hat sich das Dengue-NS1 -Protein sowohl bei Erst- als auch bei Zweitinfektionen vom 1. bis zum 9./10. Tag nach Symptombeginn bewährt. IgM-Antikörper sind ca. ab dem 5. Krankheitstag, IgG-Antikörper ab dem 10. bis 14. Tag im Serum / Plasma nachweisbar EuroImmunBlog.de.
Wenn bei hohem Fieber (40°C) zwei der folgenden Symptome auftreten, kann es sich um Dengue-Fieber handeln:
- starke Kopfschmerzen
- Augenschmerzen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- geschwollene Drüsen
- Hautausschlag
Die Symptome dauern normalerweise 2–7 Tage nach einer Inkubationszeit von 3–14 Tagen nach dem Biss einer infizierten Mücke.
Ein kritischer Dengue-Verlauf ist eine potenziell tödliche Komplikation aufgrund von Plasmaleckage, Flüssigkeitsansammlung, Atemnot, schweren Blutungen oder Organschäden.
Warnzeichen treten 3–7 Tage nach den ersten Symptomen in Verbindung mit einem Temperaturabfall (unter 38 ° C / 100 ° F) auf und umfassen:
- starke Bauchschmerzen
- anhaltendes Erbrechen
- schnelles Atmen
- Zahnfleischbluten
- Müdigkeit
- Erbrechen von Blut
Die nächsten 24 bis 48 Stunden des kritischen Stadiums können tödlich sein. Eine angemessene medizinische Versorgung ist erforderlich, um Komplikationen und Todesgefahren zu vermeiden.
.
Therapie
Die Behandlung bei Dengue-Fieber unterscheidet sich in der Fieber-Phase ohne Komplikationen nicht wesentlich von der Behandlung einer "normalen" Grippe:
Gegen das hohe Fieber und die Schmerzen können schmerzlindernde und fiebersenkende Medikament verabreicht und es muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Das Virus selbst kann nicht bekämpft werden - der Arzt / Ärztin kann lediglich die damit einhergehenden Beschwerden lindern (symptomatische Therapie).
Bei einem schweren Krankheitsverlauf (Schock, schwerer Blutdruckabfall, Blutungen) muss eine sofortige stationäre Behandlung (Krankenhauseinweisung) erfolgen. Um einen Schockzustand zu verhindern, werden dann oftmals Infusionen (Flüssigkeit) über die Vene verabreicht. Abhängig vom Zustand des Patienten kann auch die Gabe von Blutkonserven notwendig sein sowie eine intensivmedizinische Betreuung.
Vorsorge / Impfung
Der Impfstoff Dengvaxia ist zwar in der EU zugelassen, wird in der Reisemedizin aber nicht eingesetzt, da eine Impfung nur für Bewohner von Endemiegebieten in Frage kommt, die schon eine Erstinfektion durchgemacht haben.
Seit Februar 2023 steht mit Qdenga der Firma Takeda auch in Deutschland ein Impfstoff gegen Denguefieber zur Verfügung, der in der Reisemedizin eingesetzt werden kann. Mit einer Anwendungsempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) bzw. der STIKO ist Ende 2023 zu rechnen. Der tetravalente Lebendimpfstoff ist ab dem vollendeten vierten Lebensjahr zugelassen und es werden zwei Impfdosen im Abstand von drei Monaten verabreicht. Entsprechend der Zulassungsstudien bietet diese Impfung in ca. 84% Schutz gegen Hospitalisierung wegen schwerer Verläufe. Der Impfstoff darf, anders als Dengvaxia auch bei Personen ohne nachgewiesene Erstinfektion durchgeführt werden. Eine Serotestung ist vor der Impfung nicht notwendig.
Reisende sollten außerdem Vorsichtsmaßnahmen treffen, um in gefährdeten Regionen sowohl tagsüber als auch nachts Moskitostiche zu vermeiden:
Auf unbedeckten Hautstellen hochwirksame Repellents verwenden und möglichst stichfeste oder imprägnierte Kleidung tragen. Auch wenn die Dengue-übertragenden Mücken vorwiegend tagaktiv sind – im Gegensatz zur Malaria-Mücke, die überwiegende dämmerungs- und nachtaktiv ist - empfiehlt sich auch in diesen Ländern die Verwendung eines imprägnierten Moskitonetzes.
>> Schutz vor Insektenstichen
.
Infografik Dengue Fieber
Wichtigste Differenzialdiagnose
Influenza, Malaria, Gelbfieber, andere hämorrhagische Virusfieber, Typhus, Masern, Röteln.
.
Video: Übertragung Dengue-Fieber
.
Links
.
Dengue-Fieber - Ein kleiner Stich mit großem Risiko (ARD Mittagsmagazin - 4/2014)
Reisemedizinische Beratung
Für Ihre reisemedizinische Beratung steht Ihnen ein Fragebogen zur schriftlichen Reiseberatung zur Verfügung - gerne beraten wir Sie auch telefonisch:
|
Füllen Sie einen Fragebogen zu Ihrer Reise und gesundheitlichen Situation aus. Innerhalb der nächsten drei Arbeitstage erhalten Sie von einem reisemedizinisch erfahrenen Arzt/in eine umfassende schriftliche Beratung zu empfohlenen Impfungen und Vorkehrungen für Ihr Reiseland sowie zur Malaria-, Gelb- und Denguefiebersituation vor Ort. Beispiel >> Ihr Reisedossier
|
Schriftliche Reiseberatung anfordern |
Kosten nach der Gebührenordnung für Ärzte (Ziffer 3 GOÄ 2,8-fach): ab 25,00€ (per Rechnung) |
|
Vereinbaren Sie einen Termin für eine ärztliche Beratung zur Beantwortung Ihrer reisemedizinischen Fragen sowie für aktuelle Impfempfehlungen für Ihr Reiseziel. Ein reisemedizinisch erfahrener Arzt/in ruft Sie unter der von Ihnen genannten Telefonnummer zu dem vereinbarten Termin zurück und berät Sie ausführlich.
. |
Telefonische Reiseberatung vereinbaren |
Kosten nach der Gebührenordnung für Ärzte (Ziffer 3 GOÄ 3,26-fach): ab 28,50€ (per Rechnung) |
.