Blutverdünnung auf Reisen
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Bei dem Thema Blutverdünnung auf Reisen sind zwei Situationen grundlegend voneinander zu unterscheiden:
- Zum einen die Dauerhafte Antikoagulation aufgrund einer bestehenden Vorerkrankung wie Thrombose, Lungenembolie oder Herzrhythmusstörung. Personen mit diesen Beschwerden nehmen oftmals langfristig Medikamente wie Marcumar oder sog. DOACs (direkte orale Anticoagulanz) und müssen sich auf Reisen v.a. über ein erhöhtes Blutungsrisiko und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten im Klaren sein.
- Zum anderen ist Blutverdünnung auf Reisen für Personen von Bedeutung, die aufgrund einer Vorerkrankung oder Disposition ein erhöhtes Risiko für Beinvenenthrombosen haben. Hier muss vor der Reise entschieden werden, ob eine Thromboseprophylaxe während eines Langstreckenflugs oder einer langen Autofahrt angeraten ist.
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Gerinnungsselbstmanagement auf Reisen
Viele Patienten die Marcumar einnehmen, führen die notwendigen Kontrollen mit dem sogenannten Gerinnungsselbstmanagement (GSM) durch. Hier wird die Blutgerinnung mit einer kleinen Blutprobe selbst bestimmt. Diese Methode ist unabhängig von regelmäßigen Arztbesuchen und bietet v.a. auf Reisen eine große Unabhängigkeit. Auf der anderen Seite ist hier die Patientenschulung und Erfahrung mit der Dosierung sehr wichtig.
Wer nicht auf das GSM zurückgreifen kann, sondern die Gerinnungskontrollen immer beim Arzt durchführt, muss sehr stabil eingestellt sein, wenn er länger auf Reisen gehen möchte.
Wenn der Gerinnungswert nicht stabil eingestellt ist, besteht keine Flugtauglichkeit, da das Thromboserisiko deutlich erhöht sein kann. Zudem sind nicht in allen Ländern sind Gerinnungsbestimmungen flächendeckend verfügbar. Der Umgang mit der erhöhten Blutungsneigung und eventuell geeigneten Antidots im Verletzungsfall ist nicht allen Ärzten vertraut. Hier ist das Mitführen eines Notfallausweises, der auf das eingenommene Medikament hinweist, sehr wichtig.
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Wechselwirkung mit Anti-Malaria-Medikamenten
Gerade die Einnahme von Marcumar oder anderen Cumarinen ist mit Wechselwirkungen verbunden, die auch Antimalariamittel betreffen. Die gleichzeitige Einnahme von Doxycyclin oder Atovaquon/Proguanil mit Marcumar kann zu starken Schwankungen des Gerinnungswertes und damit zu einer erhöhten Blutungsneigung führen.
Wegen dieser Nachteile kann vor großen Reisen zusammen mit dem behandelnden Arzt eine Umstellung auf die sogenannten DOACs erwogen werden. Diese Medikamente erfordern keine regelmäßige Gerinnungskontrolle und die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht so ausgeprägt.
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Wirksamkeit von Blutverdünnern
Die Wirksamkeit aller Blutverdünner kann während einer Reise durch Umstände wie Durchfallerkrankungen, Flüssigkeitsmangel, Fieber, Infektionen oder Hitze beeinflusst werden.
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Risikofaktoren
Ein erhöhtes Thromboserisiko besteht bei einigen Grunderkrankungen und Dispositionen. So ist das Risiko bei Rauchern, bei Adipositas, bei Schwangeren und bei besonders großen oder kleinen Personen erhöht. Gefährdet sind auch Personen mit Thrombophilie oder anderen Gerinnungsstörungen oder mit bösartigen Erkrankungen.
Summieren sich diese Risikofaktoren, werden Vorsichtsmaßnahmen empfohlen:
Angefangen mit ausreichend Bewegung und Flüssigkeitszufuhr über Kompressionskniestrümpfe bis hin zu Thrombosestrümpfen oder oral einzunehmenden Medikamenten müssen Reisende zusammen mit Ihrem Arzt über das individuelle Vorgehen entscheiden.
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Autor
04.08.2020, Dr. med. Andrea Gontard (AG), Fachärztin für Allgemeinmedizin