Welt: Studien zum Krankheitsverlauf bei Omikron
Meldung vom: 06.10.2022
Sisonke- und Ubuntu- Studie zum Anteil asymptomatischer Verläufe bei Omikron
International Institute of Health Metrics and Evaluation (IHME), Seattle - Anteil asymptomatischer oder sehr leicht symptomatischer Verläufe bei Omikron
- In den 86 Kliniken der Helios Gruppe liegt der Anteil von Patienten mit Corona, aber ohne symptomatische Lungen- bzw. Bronchialerkrankung, seit Anfang Februar zwischen 50% und 66 % Helios, Covid-19 Fallzahlen, 23.03.2022. Mehr als die Hälfte der positiv getesteten Covid-19-Patienten im Krankenhaus werden dort also nicht wegen Covid-19 sondern wegen einer anderen Krankheit behandelt Die Welt, 24.03.2022.
- Vergleichbare Zahlen (mehr als 50% der Patienten mit aber nicht wegen Corona im Krankenhaus) werden von dem Klinikum Karlsruhe in dem aktuellen Lagebericht gemeldet.
Auf der COVID-Intensivstation des Klinikums Karlsruhe sind 20 Prozent der im Laufe der vergangenen Woche behandelten Patienten aufgrund von COVID-19 aufgenommen worden. 80 Prozent hatten COVID-19 als Begleiterkrankung klinikum-karlsruhe.de, 25.03.2022. - In den Vivantes Kliniken und der Charité, Berlin sind laut einem Bericht des Tagesspiegel aktuell nur 30% der Corona-positiven Patienten wegen einer Corona-Infektion aufgenommen worden, 70% aus anderen Gründen tagesspiegel.de, 26.03.2022.
- Laut den gemeldeten Werten von Kliniken aus fünf Bundesländern macht der Anteil von Menschen mit Corona als Nebenbefund bereits über 50% der dortigen Corona-Fälle aus ZEIT.de, 17.02.2022 und RND.de, 14.02.2022.
- Die Leiterin der Infektiologie der Uniklinik Frankfurt, Maria Vehreschild, schätzt den Anteil der Patientinnen und Patienten auf 90 Prozent, die nicht wegen einer Covid-19-Erkrankung in die Frankfurter Universitätsklinik kommen, sondern wegen anderer Probleme und dann zufällig positiv auf Covid getestet werden. Dies betrifft sowohl die Intensiv- als auch auf die Normalstationen. Die Patientinnen und Patienten haben in diesen Fällen kaum oder keine Symptome hessenschau.de, 25.03.2022.
- Bei dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) sind derzeit rund 70 bis 80 Prozent der Patientinnen und Patienten sowohl auf den Normal- als auch auf den Intensivstation nicht wegen Covid als Haupterkrankung in der Klinik. Sie hätten die Infektion mitgebracht
hessenschau.de, 25.03.2022. - Das Klinikum Fulda gibt an, etwa die Hälfte der Corona-Patientinnen und -Patienten sei tatsächlich wegen der Infektion in stationärer Behandlung hessenschau.de, 25.03.2022.
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Auch der Bericht des Statens Serum Institut zeigt ein ähnliches Bild: In Dänemark beträgt der Anteil der wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingelieferten Personen etwa 52 % der COVID-19-positiven Personen im Krankenhaus ssi.dk, 17.02.2022, Seite 3. Bis Ende Februar ist in der dänischen Hauptstadtregion der Anteil von Patienten mit einer Covid-Diagnose auf nur noch 40 Prozent der im Krankenhaus positiv getesteten Patienten gesunken. Noch geringer wird der Anteil der Patienten mit COVID als primärem Aufnahmegrund woodfordindk.substack.com, 22.02.2022.
Die Daten des Covid-19 Registers von Österreich zeigen, dass der größte Anteil der Corona-Patienten nicht wegen Corona sondern mit Corona zur Behandlung ins Krankenhaus kommt. Seit Mai 2022 wird in Österreich der primäre Grund der stationären Krankenhausaufnahme im Rahmen der Datenmeldung miterfasst. So wird bei den gemeldeten Daten bzgl. der Hospitalisierung nach „spezifischer COVID-19-Symptomatik" als primärem Grund der stationären Krankenhausaufnahme und „andere Ursache“ unterschieden.
Die Daten aus England stimmen mit den Daten aus Deutschland, Österreich und Dänemark weitgehend überein: Anfang März 2022 wurden bereits mehr als 40 Prozent der Covid-19-Patienten in Englands Krankenhäusern nicht wegen Covid-19 sondern wegen einer anderen Krankheit im Krankenhaus behandelt, nachdem sie bei der Aufnahme zufällig positiv getestet wurden Financial Times, 10.03.2022.
Fehlende Differenzierung zwischen "mit oder wegen Corona" führt seit Omikron zur deutlichen Überschätzung der Hospitalisierungsrate und Sterblichkeit
Auch wenn der Unterschied "mit oder wegen Corona" für die Belastung des Krankenhauspersonals aufgrund des vorgeschriebenen Pflege- und Schutzaufwands bei Corona-Patienten nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist diese Differenzierung für die Bewertung der Gefährlichkeit der Krankheit zwingend erforderlich. So lässt sich die Krankheitsschwere nach einer Infektion und die Auswirkungen von Omikron, gemessen in Krankenhaus- und Intensivaufenthalten nur dann unverzerrt darstellen, wenn in der Datenerhebung auch die Unterscheidung "mit oder wegen Corona" vorgenommen wurde. Auch wenn die Diagnose "mir oder wegen Corna" nicht in jedem Fall trennscharf erfolgen kann, zeigen die Daten zur Hospitalisierung und Sterblichkeit, wie wichtig die "Differenzierung mit oder wegen Corona" zur Beurteilung der Krankheitslast ist.
In Ländern wie Dänemark, Österreich, Großbritannien oder dem US-Bundesstaat New York werden diese Daten daher auch differenziert erhoben und ausgewertet. Durch diese differenzierte Betrachtung wird eine deutliche Überschätzung der Hospitalisierungsrate sowie der Sterblichkeit durch Covid-19 vermieden. Wird diese Information (mit oder wegen) dagegen nicht erhoben, bleiben Kennzahlen wie Hospitalisierungsrate, Auslastung der Intensivstation oder Covid-19 Sterblichkeit praktisch ohne Aussagekraft in Bezug auf die Krankheitslast.
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wsj.com, 10.02.2022 und twitter.com, 13.02.2022
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Übersicht: Covid-19 Patienten im Krankenhaus und auf der Intensivstation -
Der 7-Tage Durchschnitt im Vergleich zur Spitzenauslastung (= 100%) vor der Omikron-Welle*
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Trotz der sehr schnellen und hohen Verbreitung von Omikron haben die neun europäischen Länder (s. Abb. "Covid-19 patients in hospital and ICU") nicht das gleiche Ausmaß an Krankenhauseinweisungen und Intensivstationsaufenthalten erlebt wie bei den vorherigen Wellen:
Die Mehrzahl der Länder liegt sowohl bei den Krankenhausaufenthalten als auch bei den Intensivstationen um 50 bis 80% unterhalb der Spitzenwerte der früheren Wellen.
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* "Vor der Omikron-Welle“ ist hier definiert als vor dem 9. November 2021, dem Datum, an dem die erste bekannte Omikron-Infektion erfasst wurde.
ICU = Intensive Care Unit / Intensivstation = rosa Kurve
Krankenhaus = blaue Kurve
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Financial Times, 06.02.2022 und Twitter.com, Eric Topol, 07.02.2022
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Kein schwererer Krankheitsverlauf bei Omikron-BA.2, BA.4 oder BA.5 im Vergleich zu BA.1
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Die Daten verschiedener Studien zeigen, dass eine Infektion mit der Omikron BA.1-Variante im Vergleich zu einer Delta-Infektion mit einem deutlich geringeren Risiko bzgl. Krankenhausaufenthalt und Krankheitsschwere verbunden ist. Vor mehreren Wochen breitete sich jedoch zunächst die neue Untervariante BA.2 in mehreren Ländern der Welt aus. So wurde BA.2 in den meisten Ländern die dominante Form von SARS-CoV-2.
Erste Laborstudien deuteten darauf hin, dass die Untervariante BA.2 um das 1.4-fache infektiöser ist als die Untervariante BA.1. Hinsichtlich der Immunflucht wurden bei den beiden Untervarianten keine starken Unterschiede beobachtet, jedoch gab es bei Tiermodellen mit Hamstern erste Hinweise auf eine erhöhte Pathogenität von BA.2 biorxiv.org, 15.02.2022 und medrxiv.org, 07.02.2022. Da Tierversuche jedoch kein vollständiges Bild davon abgeben können, wie sich Krankheitserreger wie SARS-CoV-2 konkret auf den Menschen auswirken, ist für eine belastbare Aussage eine klinische Studie mit realen Daten (real-world-data) erforderlich. Diese Studien wurde nun vom National Institute for Communicable Diseases durchgeführt, da sich in Südafrika die BA.2 Variante bereits früh verbreitet hat und so entsprechende Daten vorlagen. Ferner wurde eine groß angelegte Studie mit realen Daten (real-world-data) von der University Qatar durchgeführt:
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Klinische Studie zum Vergleich BA.1 und BA.2
Südafrika
Die am 19.02.2022 veröffentlichte Studie geht der Frage nach, ob sich die Pathogenität von BA.1. und BA.2 beim Menschen unterscheidet. Können also anhand der realen Daten (real-world-data) Unterschiede im Schweregrad von BA.2-Infektionen im Vergleich zu BA.1 beim Menschen festgestellt werden?
Um diese Frage zu beantworten wurden COVID-19-Falldaten, SARS-CoV-2 Labortestdaten sowie Daten zu COVID-19-Krankenhausaufenthalten mit BA.1 und BA.2 Fällen in Südafrika herangezogen. Die BA.1 Fälle wurden zwischen dem 1. Dezember 2021 und 20. Januar 2022 erfasst. Ab der KW 49 (Anfang 5. Dezember 2021) bis KW 4 (Ende 29. Januar 2022) stieg der Anteil der BA.2-positiven Infektionen von 3 % (931/31.271) auf 80 % (2.425/3.031), so dass für die Studie auch umfangreiche Daten zu den BA.2 Fällen für die statistische Analyse zur Verfügung standen.
Die Studie lieferte folgende Ergebnisse:
- Die Hospitalisierungsrate bei BA.2 betrug 3,6 Prozent und war damit nur geringfügig höher als die BA.1-Variante mit 3,4 Prozent.
- Der Anteil der Patienten, die auf die Intensivstation verlegt werden musste, war bei BA.2 mit 30,5 Prozent sogar niedriger (33,5 Prozent bei BA.1).
- Die Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhausaufenthalt unterscheidet sich nicht zwischen Personen mit einer BA.2-Infektion und Personen mit einer BA.1-Infektion.
- Die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Krankheitsverlauf unterscheidet sich nicht zwischen Personen mit einer BA.2-Infektion und Personen mit einer BA.1-Infektion.
Die Forscher stellen fest, dass bei der BA.2 Untervariante keine Zunahme des klinischen Schweregrades zu beobachten war.
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medrxiv.org, 19.02.2022 und twitter.com, 20.02.2022
Katar
Auch die Ergebnisse einer groß angelegten Studie mit der über 2.5 Millionen Fällen von der Qatar-University bestätigen die o.g. Resultate des National Institute for Communicable Diseases (NICD), Südafrika:
Es gibt keine erkennbaren Unterschiede in den Auswirkungen einer vorherigen Infektion, Impfung und Immunität zwischen BA.1 und BA.2 hinsichtl. der Hospitalisierung und Sterblichkeit.
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Die WHO bestätigt in ihrer Stellungnahme zur Variante BA.2 die Studienergebnisse:
Verschiedene Studien mit realen Daten zum klinischen Schweregrad aus Südafrika, dem Vereinigten Königreich und Dänemark - alles Länder in denen die Immunität aufgrund von Impfungen oder natürliche Infektionen hoch ist - haben ergeben, dass kein Unterschied im Schweregrad zwischen BA.2 und BA.1 zu beobachten ist.
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Klinische Studie zur BA.2 Reinfektion nach einer BA.1 Infektion - Statens Serum Institut (SSI), Dänemark
In einer Studie von Forschern des dänischen Instituts SSI wird der Frage nachgegangen, ob die Variante BA.2 der nach einer BA.1-Infektion erworbenen natürlichen Immunität entkommen kann. Die Beantwortung dieser Frage ist deswegen von Interesse, da bei hohen Reinfektionswerten auch die Wahrscheinlichkeit für eine zweite Omikron Welle zunehmen würde. Sind die Reinfektionswerte dagegen niedrig, wäre dies kein Treiber für das weitere Infektionsgeschehen.
Um dies zu untersuchen, wurde eine Teilmenge aus mehr als 1,8 Millionen Infektionsfällen im Zeitraum vom 22. November 2021 bis zum 11. Februar 2022 ausgewählt (real-world-data). Die Teilmenge sollte aus Personen mit zwei positiven Proben bestehen, die mehr als 20 aber weniger als 60 Tage auseinander liegen. Weniger als 1.800 Personen erfüllten schließlich diese Kriterien und es wurde eine Teilmenge von fast 1.000 Proben nach dem Zufallsprinzip für die Sequenzierung ausgewählt.
Schließlich wurden von insgesamt 187 Reinfektionsfällen 47 Fälle von BA.2-Reinfektionen kurz nach einer BA.1-Infektion identifiziert. Bei diesen Fällen handelte es sich vorwiegend um junge, ungeimpften Personen mit leichter Erkrankung, die in keinem Fall zu einem Krankenhausaufenthalt oder Tod führte.
- Im Ergebnis wurde festgestellt, dass eine Omikron BA.2-Reinfektion kurz nach einer BA.1-Infektion grundsätzlich möglich ist.
- Diese Reinfektionen treten jedoch nur sehr selten auf und führten in keinem Fall zu einem schweren Verlauf.
- Laut Dr. Troels Lillebæk, Vorsitzender des dänischen SARS-CoV-2 Variant Assessment Committee, spricht das Studienergebnis daher auch gegen das Auftreten einer höheren zweiten Omikron Welle durch die Variante BA.2.
Auch die WHO bestätigt das o.g. Studienergebnis: Erste Daten aus Reinfektionsstudien auf Bevölkerungsebene legen nahe, dass eine Infektion mit BA.1 einen starken Schutz gegen eine Reinfektion mit BA.2 bietet. Zumindest für einen begrenzten Zeitraum sind hierfür aktuell die entsprechenden Daten vorhanden.
Die erfassten Covid-19 Fälle verschiedener europäischer Staaten zeigen auf, dass die BA.2 Welle nach drei Wochen wieder gebrochen ist (Stand: 21.03.2022):
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medrxiv.org, 22.02.2022, cbc.ca, 24.02.2022, WHO, 22.02.2022 und Twitter.com, Eric Topol, 22.03.2022
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Klinische Studie zum Vergleich BA.1 und BA.4, BA.5: Schweregrad der Untervarianten ist ähnlich
Die Studie umfasst die Analyse von 190.836 Patientendaten aus den früheren vier COVID-19-Wellen und 3.793 Patienten aus der SARS-CoV-2 Omikron BA.4/BA.5-Welle. Die Autoren entdeckten keine Unterschiede im Risiko einer schweren COVID-19-Krankenhauseinweisung oder eines Todesfalls zwischen den SARS-CoV-2-BA.4 / BA.5 Varianten und der BA.1- Variante.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Belastung durch Krankenhauseinweisungen und Todesfälle in der BA.4/BA.5-Welle wesentlich niedriger war als in den vorangegangenen Wellen. Dies kann auf vorangegangene Infektionen sowie auf die vorgenommenen Impfungen zurückgeführt werden.
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Risk Assessment der UK Health Security Agency zu BA.4 und BA.5
Die UK Health Security Agency kommt in Ihrer aktuellen Risikoeinschätzung zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Studie aus Südafrika:
Die Auswirkungen der Varianten BA.4 und BA.5 auf die Schwere der Krankheit sowie auf die Krankenhausaufenthaltsraten sind gering und tendenziell niedriger geblieben als in den früheren Wellen.
Die "Infection severity" von BA.4 und BA.5 wurde von der UK Health Security vor diesem Hintergrund als vergleichbar mit der Variante BA.2 eingestuft.
UK Health Security Agency, Risk Assessment BA.4 / BA.5, 22.06.2022.
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Ausblick
- Studienergebnisse zeigen Entkopplung von Fallzahlen und Krankenhausaufenthalten
- Studie: Keine Überlastung des Gesundheitssystems in Deutschland und Schweiz zu erwarten
- Möglicher Übergang von Pandemie in Endemie
Studien und Analysen zeigen Entkopplung von Fallzahlen und Krankenhausaufenthalten
Aufgrund der unterschiedlichen Altersstruktur, Impfquoten und Vorinfektionen ist eine Übertragung der o.g. Studienergebnisse auf andere Länder nicht 1:1 möglich. Sämtliche o.g. Studienergebnisse und Analysen aus elf verschiedenen Ländern zeigen jedoch einen deutlich milderen Verlauf bei der Omikron Variante auf, sowie eine Entkopplung von Fallzahlen, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen im Vergleich zu vorherigen Varianten.
Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass die hochansteckende Omikron Variante die Infektionszahlen so schnell in die Höhe treibt, dass die Gesundheitssysteme einzelner Länder an ihre Grenzen stoßen. So ist eine flächendeckende Überlastung des Gesundheitssystems durch eine starke Zunahme an Omikron-Patienten auch zunächst in vielen Ländern befürchtet worden, bislang jedoch in keinem der o.g. Ländern eingetreten. So wurde bspw. am 23.12.2022 von der Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE) / UK für Mitte Januar 2022 bis zu 10.000 Krankenhauseinweisungen pro Tag prognostiziert. In der Spitze haben die Krankenhauseinweisungen in Großbritannien jedoch mit knapp über 2.000 Einweisungen pro Tag bereits ihren Höhepunkt erreicht und sind nun wieder rückläufig mailonline.co.uk, 20.01.2022.
Eine Studie der EMPA und Philipps Universität Marburg kommt zu dem Ergebnis, dass die Omikron-Variante auch die Gesundheitssysteme in Deutschland und der Schweiz selbst im Worst-Case-Szenario (R-Wert von 1.8) nicht an ihre Belastungsgrenzen bringen wird.
Auch die Übersicht zur Auslastung der Krankenhäuser und Intensivstationen mit realen Daten (real-world-Data) von neun europäischen Ländern macht deutlich, dass durch die Omikron Variante deren Gesundheitssysteme nicht an ihre Grenzen gebracht wurde.
In den meisten Ländern der Welt, darunter Südafrika abc.net, Dänemark reuters.com, Spanien fortune.com, Niederlande abcnews.go.com, Türkei oder England tagesschau.de, werden daher bereits wieder deutliche Lockerungen eingeführt und der Übergang von der pandemischen in die endemische Phase diskutiert.
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EMPA & Philipps Universität Marburg Studie:
Omikron wird das Gesundheitssystem wahrscheinlich nicht an seine Grenzen bringen
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Die im Vergleich zu Delta weniger gefährliche Omikron-Variante ist deutlich ansteckender. Dies wirft die Frage auf, ob die Ausbreitung der Omikron-Variante die Gesundheitssysteme an die Belastungsgrenze bringen kann. In Großbritannien, Norwegen oder Dänemark scheint die Entkoppelung von Fallzahlen und Krankenhauseinweisungen Anlass zu Optimismus zu geben. Die Frage ist jedoch, ob dies auch für Deutschland und die Schweiz gilt?
Die schweizerische Forschungsinstitution für anwendungsorientierte Materialwissenschaften und Technologie EMPA hat in Zusammenarbeit mit der Philipps Universität Marburg verschiedene Szenarien für den Zeitraum 17. Januar bis Ende März 2022 für die Schweiz und Deutschland modelliert. Für die Modellierung wurden zahlreiche Variablen auf Basis aktueller Daten eingearbeitet wie bspw. Alter, Impf- und Auffrischungsstatus oder die Reproduktionszahl. Um das Risiko durch die Omikron-Variante einschätzen zu können, sind neben den eben genannten Variablen auch die Kapazitäten des Gesundheitssystems ein entscheidendes Kriterium:
- Werden Krankenhäuser eine ausreichende Zahl Betroffener aufnehmen und behandeln können?
- Gibt es Unterschiede für die Normalstationen und die Intensivstationen (ICU)?
Um unterschiedliche Risikosituationen zu erfassen, betrachteten die Forscher für die o.g. Zeiträume drei Szenarien mit unterschiedlichen effektiven Reproduktionszahlen. Diese R-Werte geben an, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt:
- Szenario A mit dem R-Wert von 1,3 (zum Vergleich: Der 7-Tage R-Wert in Deutschland liegt am 18.08.2022 bei 0,96)
- Szenario B mit dem R-Wert von 1,5
- Szenario C mit dem R-Wert von 1,8 als Worst-Case-Szenario
Ergebnis: Keine Überlastung des Gesundheitssystems zu erwarten
Die modellierten Szenarien deuten darauf hin, dass die erwartete Anzahl von Omikron-Infektionen weder in der Schweiz noch in Deutschland einen massiven Druck auf das Gesundheitssystem ausüben wird. Die Ergebnisse, die nach dem Peer-Review auch in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht werden, zeigen, dass die Omikron-Variante mit hoher Wahrscheinlichkeit auch keine Rekordeinweisungen auf den Intensivstationen verursachen wird. Vereinzelte regionale Überlastungen können durch die Studienergebnisse nicht ausgeschlossen werden, jedoch ist selbst bei ungünstigen Bedingungen (Szenario C: Worst-Case) eine flächendeckende Überlastung weder für Deutschland noch für die Schweiz zu erwarten.
Sehr hohe Intensivkapazitäten im internationalen Vergleich
Die Studienergebnisse der EMPA / Philipps Universität erscheinen auch hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Intensivkapazitäten in Deutschland plausibel (s. Abb: Capacity of intensive care beds).
Die Intensivkapazitäten sind in Deutschland:
- im Vergleich zu UK dreimal so hoch,
- im Vergleich zu Italien über viermal so hoch,
- im Vergleich zu Japan fast siebenmal so hoch.
Darüber hinaus stimmen die Studienergebnisse auch mit der im Vereinigten Königreich, Norwegen, Südafrika und vielen weiteren Ländern beobachteten Entkopplung von Fallzahlen und Krankenhausaufenthalten (Real-World-data) überein.
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plus.empa.ch, 25.01.2022, admin.ch/gov, 27.01.2022 und medrxiv.org, 25.01.2022
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Verschiedene Epidemiologen erwarten durch Omikron ein Ende der Pandemie
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Südafrika
Dänemark.
„Ich denke, es wird die Pandemie noch in den nächsten zwei Monaten geben. Dann hoffe ich, dass die Infektionen sinken werden und wir unser normales Leben zurückbekommen.“ Die Expertin stützt sich dabei auf Studien, wonach bei der Omikron-Variante nur etwa halb so viele Menschen im Krankenhaus behandelt werden müssen wie bei der Delta-Variante independent.co.uk, 05.01.2022. Auch ihre dänische Kollegin Lone Simonsen, Virologin und Pandemieforscherin an der Universität Roskilde, geht davon aus, dass die Kombination aus vielen Infizierten und milden Krankheitsverläufen dazu führt, dass die Pandemie innerhalb eines Monats abebben kann und die Pandemie in Dänemark nach dem Frühling beendet ist thelocal.dk, 12.01.2022..
USA
"Wir befinden uns jetzt in einer völlig anderen Phase. Das Virus wird immer bei uns sein, aber ich hoffe, dass diese Variante so viel Immunität verursacht, dass es die Pandemie unterdrücken wird" ndtv.com, 04.01.2022..
Deutschland
Weitere Informationen zum möglichen Ende der Pandemie durch Omikron: news.harvard.edu, 20.01.2022, The Lancet, 19.01.2022, webmd.com, 06.01.2022 und cbc.ca, 03.01.2022
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>> weitere Quellen: ECDC, Situation Updates
>> weitere Informationen zu Corona - Aktuelle Meldungen
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Autor
28.09.2022, Dr. med. Andrea Gontard (AG)
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