Fuchsbandwurmbefall
auch: Echinokokkose; Hundebandwurmbefall
Definition
Als Echinokokkose bezeichnet man eine Infektion des Menschen mit dem Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) oder dem Hundebandwurm (Echinococcus granulosus). Da die beiden Parasiten unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen, wird je nach Wurmart zwischen der alveolären und der zystischen Echinokokkose unterschieden. Die Krankheit wird oft spät erkannt. Gerade die vom Fuchsbandwurm übertragene alveoläre Echinokokkose ist daher meist nicht mehr heilbar.
Vorkommen
Der Fuchsbandwurm kommt nur auf der Nordhalbkugel vor. In Europa erkranken vor allem Menschen in Süddeutschland, der nördlichen Schweiz, Österreich und Süd-Ost-Frankreich. Außerhalb Europas ist der Fuchsbandwurm in Nordchina, Sibirien und in Nordjapan (Hokkaido) zu finden.
Der Hundebandwurm überträgt die zystische Echinokokkose, die vor allem in Schafzuchtgebieten stark verbreitet ist. Vom Hundebandwurmbefall sind in erster Linie Menschen in Süd- und Südosteuropa, Russland, dem Nahen Osten, Zentral- und Südostasien, China, Nordafrika, Ostafrika, Australien, Neuseeland und Südamerika betroffen.
Ansteckung
Infizierte Füchse oder Hunde scheiden mit ihrem Kot infektiöse Bandwurmeier aus. Gelangen diese Eier über den Mund in den menschlichen Körper, kommt es zu einer Ansteckung mit Echinokokkose. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn man mit Kot kontaminierte Erde anfasst und dann die ungewaschenen Hände zum Mund führt. Die auf der Erde liegenden Bandwurmeier können mehrere Monate infektiös bleiben. Der Verzehr von Lebensmitteln, die mit Wurmeiern verschmutzt sind, ist ebenfalls eine häufige Infektionsquelle.
Die Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm wird vor allem dem Verzehr von ungewaschenen Waldfrüchten wie Heidelbeeren oder Himbeeren zugeschrieben. Auch Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ist nicht sicher, sofern Füchse nachts dort vorbeistreifen und ihren Kot absetzen. Beweise für diesen Infektionsweg gibt es allerdings nicht. Tatsache ist, dass Land- und Forstwirte, Jäger und Hundebesitzer ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben.
Die Infektion mit dem Hundebandwurm betrifft häufig Menschen, die unter schlechten hygienischen Verhältnissen in engem Kontakt zu Hunden leben. Relativ oft trifft es außerdem Menschen, die beruflich mit Schafzucht zu tun haben. Genau wie der Mensch infizieren sich Schafe mit den Bandwurmlarven, wenn sie die Eier über das mit Hundekot verschmutzte Erdreich aufnehmen. Die Hütehunde infizieren sich dann von Neuem, wenn sie die Schlachtabfälle der Schafe verfüttert bekommen.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Verlauf
Das Tückische an einer Infektion mit dem Fuchs- oder Hundebandwurm ist, dass der Mensch oft jahrelang nichts von dem ungebetenen Gast in seinem Körper bemerkt. Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome kann bis zu 15 Jahre dauern. Beiden Formen der Echinokokkose ist gemeinsam, dass die Bandwurmlarven nicht im Darm bleiben, sondern andere Organe im Körper befallen. Die gesundheitlichen Auswirkungen der beiden Formen von Echinokokkose unterscheiden sich jedoch:
Die alveoläre Echinokokkose (Fuchsbandwurm)
Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist zum Glück sehr selten, denn sie führt unbehandelt zum Tod. Betroffene sind in der Regel zwischen 50 und 60 Jahre alt. Die oral aufgenommenen Bandwurmeier durchbrechen zunächst die Darmwand und siedeln sich in der Leber an. Dort entwickeln sich die Eier zu Larven und bilden einen schwammartigen Tumor, der mit der Zeit das Gewebe zerstört. Es kann auch zu einem Befall von Bauchfell, Lunge und Gehirn kommen. Die Entwicklung der Krankheit verläuft sehr langsam. Es dauert zwischen fünf und fünfzehn Jahre, bis erste Symptome wie Schmerzen im Oberbauch auftreten. Dann ist es allerdings oft nicht mehr möglich, die zerstörerischen Tumore operativ zu entfernen. Die Sterblichkeit bei dieser Art von Echinokokkose liegt bei 50 bis 70 Prozent.
Die zystische Echinokokkose (Hundebandwurm)
Infektionen mit dem Hundebandwurm sind wesentlich häufiger und weniger gefährlich. Auch hier durchdringen die Bandwurmeier die Darmwand und siedeln sich in der Leber an, manchmal auch in der Lunge, sehr selten in anderen Organen. Im Unterschied zum Fuchsbandwurm bilden sich aber keine Geschwüre, sondern abgekapselte Zysten. Die Krankheit verläuft lange ohne Symptome, oft werden die Zysten zufällig bei einer Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung entdeckt. Große Zysten in der Leber können Schmerzen im Oberbauch hervorrufen. Zu Komplikationen kommt es manchmal, wenn der Austritt von Flüssigkeit aus einer Zyste eine allergische Reaktion verursacht oder es zu einer Verlegung der Gallenwege kommt. Oft verläuft eine zystische Echinokokkose aber gutartig und kommt von selbst zum Stillstand.
Diagnose
Im Frühstadium ist eine Diagnose äußerst schwierig. Weil die Krankheit zunächst ohne Symptome verläuft, wird eine Echinokokkose oft zufällig festgestellt, wenn aus anderen Gründen eine Ultraschalluntersuchung, eine Computertomographie, ein MRT oder ein Röntgenbild gemacht wird.
Zystenartige Gebilde geben einen Hinweis auf die Ansteckung mit zystischer Echinokokkose. Die schwammigen Geschwüre der alveolären Echinokokkose sind oft schwerer einzuschätzen und müssen vom ähnlich aussehenden Lebertumor abgegrenzt werden. Blutuntersuchungen auf Antikörper ergänzen die Diagnose.
Echinokokkose ist in Deutschland meldepflichtig.
Behandlung / Therapie
Beide Formen der Echinokokkose sollten in spezialisierten Zentren behandelt werden. Eine vollständige Heilung wird nur erreicht, wenn die Zysten beziehungsweise Tumore operativ komplett entfernt werden. Bei der zystischen Echinokokkose gelingt dies in 50 Prozent aller Fälle. Eine andere Therapiemethode ist das Abtöten der Zysten, indem eine Alkohollösung in die Zyste einspritzt wird. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die zystische Form nur medikamentös mit einem Antiwurmmittel zu behandeln. Sind die Zysten inaktiv und verursachen keine Probleme, kann man auch einfach abwarten, ob das Immunsystem selbst mit der Krankheit fertig wird.
Die alveolären Form der Echinokokkose lässt sich nur bei circa einem Viertel der Patienten operativ entfernen, weil der Tumor sich bei Diagnose der Krankheit schon zu weit ausgebreitet hat. Deshalb greift man auf eine medikamentöse Therapie mit Antiwurmmitteln (Benzimidazolen) zurück, die ein Leben lang genommen werden müssen. Sie verlangsamen das Fortschreiten der Krankheit.
Vorsorge
Folgende Vorsichtsmaßnahmen schützen vor einer Infektion mit Echinokokkose:
- Waschen Sie sich häufig die Hände, besonders vor dem Essen und nach der Gartenarbeit oder dem Kontakt mit Erde.
- Lassen Sie ihren Hund regelmäßig entwurmen.
- Waschen Sie sich die Hände, nachdem Sie Ihren Hund (oder einen fremden) gestreichelt haben.
- Fassen Sie im Wald keine toten Füchse oder Marderhunde an.
- Essen Sie im Wald keine bodennah wachsenden Früchte, ohne Sie vorher gründlich zu waschen.
- Zäunen Sie im Garten Ihr Gemüsebeet ein.
- Abkochen, Einkochen oder Trockenen von Lebensmitteln tötet Wurmeier ab.
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